NO 3 LONDON DRY GIN
ENGLISCHE TRADITION & DIE BAKER STREET
Die Briten sind ja bekanntlich etwas eigen. Die Besonderheiten dieses Völkchens beginnen bereits in der Küche. Das Thema Kochen ist also bereits ein Thema für sich. Auch die Politik ist – zumindest in Zusammenarbeit mit den Festlandeuropäern – kompliziert.
Dazu kommen dann noch die gewöhnlichen Themen, wie das Fahren auf der falschen Straßenseite und der gleichen mehr.
Was die Briten jedoch in Perfektion beherrschen, ist das destillieren feinster Spirituosen. So gelangte beispielsweise der „Genever“ durch einen Siegestrunk mit den niederländischen Truppen vor einigen Jahrhunderten auf die Insel. Etwas abgewandelt und zur Zeit der Prohibition perfektioniert, werden auch heute noch schmackhafte Destillate von der Insel Richtung Festland verschifft.
Zur englischen Eigenheit gehört wohl auch der ausgeprägte Hang zur Tradition. Das muss allerdings keineswegs etwas schlechtes sein. Sonst könnte man wahrscheinlich nicht mehr „Berry Bros & Rudd“ aufsuchen. In der Londoner St. Jame‘s Street, Nummer 3 natürlich, hat der älteste Spirituosenhändler der Welt seinen Sitz. Seit 1698 ist dort der Hauptsitz der Firma. Das erklärt die Entstehung des Namens; also „No 3 London Dry Gin“. Destilliert wird er übrigens in den Niederlanden und lediglich von „Berry Bros & Rudd“ vertrieben.
DIE GARDEROBE
Der Gin wird in einer durchgängig türkis gefärbten Flasche geliefert. Das Offensichtlichste zuerst: im oberen Flaschendrittel prangt ein riesiger, silberner Schlüssel. Er sieht aus, als würde man ihn aus der Flasche entnehmen und damit direkt die Tore zum historischen Unternehmen öffnen können. Dies ist natürlich nicht der Fall. Die Form der Flasche ist dreieckig, wobei die „Ecken“ abgeflacht und mit Glasrillen durchzogen sind. Den Verschluss bildet ein mit Kunststoff ummantelter, versilberter Korken. Eine silberne Panderole aus Kunststoff umhüllt auch den Flaschenhals. Darauf abgebildet ist das sogenannte „royal warrent“-Logo, das nur auf Produkte gedruckt werden darf, die an den königlichen Hof geliefert werden – gewissermaßen das ultimative Qualitätssiegel Englands.
Auf dem mittig angebrachten Etikett sind die Detailinformationen untergebracht. Nämlich der Name, Vertreiber, Alkoholgehalt und Ingredienzen. Der Schlüssel in der Flasche steht gleichzeitig auch symbolisch für den klassischen Aufbau des Gins. Am Griff des Schlüssels wölben sich drei kreisartige Formen. Jeder dieser Kreise, in deren Mitte sich ein Loch befindet, bildet einen wichtigen Grundstein für die Zusammensetzung dieses Gins.
DIE INNEREN WERTE
Dieser Gin ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man für einen klassischen Qualitätsgin nicht zaubern muss. Die Zutatenliste ist somit auch recht kurz und griffig. Den Gin beeinflussen nämlich lediglich die folgenden 6 Botanicals: Wacholder, Angelikawurzel, Koriander, Kardamom, Orangenschale und Grapefruit.
Die bereits erwähnten „Gin-Essentials“, die auch auf den Schlüssel geprägt sind, kommen hier wieder ins Spiel. Besonders die Zitrusnoten sind bei diesem Gin fruchtiger, eventuell kommen diese auch als herb zu Geltung. Anders als zahlreiche andere Exemplare der „London Dry Gin“-Zunft verzichtet der „No 3“ auf die spritzige Zitrone oder Limette. Die Frische rührt in diesem Fall von Orange und Grapefruit her.
Natürlich spielen auch die anderen Komponenten wie „Spice“ und „Juniper“ – also Würze und Wacholder – eine wichtige Rolle.
Denn nimmt man nur 6 Geschmacksgeber ins Destillat, muss die Qualität umso höher sein. Nur so kann man ein angenehmes Gaumenerlebnis schaffen. Hierfür wird der Gin nach der Destillation auf 46% Trinkstärke herabgesetzt.
Öffnet man die Flasche und möchte den Gin entdecken, duftet es gleich zu Beginn nach klassischem Wacholder, welcher durch die Zitrusfrische von Grapefruit und Orange sehr angenehm untermalt wird.
Auch im Mund findet sich die geschilderte Wahrnehmung als Geschmacksprofil wieder. Zuerst der Wacholder, untermalt von Frische und nun auch würzigen Nuancen.
DER DRINK
Hier empfiehlt sich selbstverständlich nur der Klassiker: Gin & Tonic! Ein absolutes Muss bei diesem Gin. Für meine Drinkkombination habe ich das „Thomas Henry Tonic Water“ genutzt. Den Gin kann man definitiv als „Alleskönner“ in seine Hausbar integrieren und ihn durch seine Kompatibilität zum echten Allround-Star machen. Richtig in Szene gesetzt funktioniert er in nahezu allen klassischen Gin-Cocktails.
DIE PHANTASTISCHE SZENERIE
Draußen ist es dunkel. Die Nacht hat Einzug gehalten und im Schein der Straßenlaternen dampft die ausgeatmete Luft der Passanten. Hinter dem Fensterglas ist es jedoch wohlig warm. Das knisternde Kaminfeuer sorgt für behagliche Wärme, während ich in einem Raum mit deckenhohen Regalen voller Büchern stehe.
Sie reihen sich scheinbar unendlich aneinander. Sofort kommt mir die typische Frage in den Sinn: „Ob die alle schon mal gelesen wurden ?“ Unvorstellbar welche Menge an Wissen und Information auf diesen Quadratmetern schlummert.
Generell ist die Einrichtung äußerst stilvoll. Die Regale aus massivem, dunklen Holz wurden in ihrer Wirkung vom kräftigen Schreibtisch unterstützt. Weicher Teppichboden sorgt für einen angenehmen, weichen Auftritt. Bequeme Sessel und ein gut gepolstertes Sofa vervollständigen eine Ecke zum Lesen, Reden und Philosophieren. Man könnte meinen, man ist im Weißen Haus, zumindest stelle ich es mir so vor.
Auf einem goldenen Rollwagen befinden sich die wichtigsten Utensilien für eine stilsichere Mix-Session. Beim Durchforsten der zahlreichen Flaschen erinnere ich mich an unsere letzte Konversation. Es ging um einen Gin. Der „No 3“ aus London, welcher allerdings gar nicht von dort stammt und immer gut zu erkennen ist. Sein Merkmal ist der große silberne Schlüssel, der in die Flasche eingelassen ist. Ein klassischer Gin nach englischem Traditionsdestillationsverfahren trifft genau meinen Geschmack. Schon gieße ich etwas Gin über die Eiswürfel im Glas. Danach etwas Tonic – mit gekonntem Fingerspiel mit dem Barlöffel gut verrührt und mit einer Spalte Grapefruit vollendet – und schon ist mein Drink fertig. In Gedanken frage ich mich immernoch wer einen Schlüssel auf seine Flasche bringt und weshalb. Irgendwie hat diese Flasche etwas. Sie erregt meine Phantasie. Wahrscheinlich bin ich Gedankenversunken bereits wieder tief unter Hogwarts im Raum mit den geflügelten Schlüssel, die Harry, Ron und Hermine attackieren wie kleine Pfeile.
Angekommen im Sessel, lese ich rasch die ersten Seiten meines Buches.
Etwas Zeit muss noch vergehen bis mein Gesprächspartner das Zimmer betritt. Während dieser erkunde ich das Bücherregal genauer. Unzählige Werke von Philosophen, Dichtern und Wissenschaftlern, gefolgt von Biografien – vor allem historischer Persönlichkeiten wie Caesar, Otto von Bismarck oder Churhill, um nur einige zu nennen – säumen ein Regalbrett ums andere.
Besonders interessant und irgendwie auch etwas unerwartet offenbart sich eine Ecke mit den – meiner Meinung nach – besten Geschichten, die die Literatur zu bieten hat. Die verzauberte Reihe Harry Potters steht neben der mystischen „Der Herr der Ringe“-Triologie und „Der Hobbit“.
Meine anfängliche Verwunderung darüber diese Art Bücher hier zu finden sind legt sich rasch. Wer würde nicht gern an einem kalten Herbst- oder Winterabend gemütlich im Sessel sitzen und mit den Geräuschen des Kaminfeuers im Schmöker versinken?
Mein Blick wandert weiter entlang der Bücherreihen. Neben weiteren Klassikern von Charles Dickens oder Arthur Conan Doyle gefällt mir auch heute wieder eines der Bücher besonders. Schon ist es gegriffen und auf dem Abstelltisch neben dem Sessel parat gelegt. Bevor ich mit der Lektüre beginne, zieht mich die Minibar magisch in ihren Bann. Mit Erlaubnis des Hausherren beginne ich diese zu entdecken.
Ein etwa mittelgroßer Mann in einem langen Mantel verlässt das Haus. Bei sich trägt er eine Art Aktentasche. Eine von der Sorte wie es Ärzte zu tragen pflegen. Ein Taxi wartet bereits auf ihn. Schal und Handschuhe hat er bereits abgelegt, nachdem er im Rückraum des Wagens platz nahm. Aus dem vorderen Bereich dringt die Stimme des Fahrers: „Guten Abend.“ Er zögert kurz. Die Stimmt kommt ihm vertraut vor. „Einen schönen guten Abend“, erwidert er. „Wohin soll’s gehen?“ Da war es wieder! Die bekannte Betonung in der Stimme. Eine Betonung wie sie nur sein alter Freund zu sprechen vermag. Er beugt sich leicht nach vorn, um den Blick auf den Fahrersitz zu haben. Die Schatten lichten sich und tatsächlich am Steuer begrüßt ihn grinsend sein alter Kompagnon Sher….
Weiter kam ich nicht. Die Tür öffnete sich und ins Zimmer trat mein Gesprächspartner. „Einen schönen guten Abend“, sagt er mit seiner charmanten Stimme. „Wie ich sehe hast du es dir bequem gemacht, alter Knabe. Bitte entschuldige Stunde um Stunde verstreicht während wir über alles mögliche philosophieren. Unter anderem auch, welche Spezialitäten er auf seinen letzten Reisen erstanden hat. Dieses Thema kann allerdings eine ganz eigene Geschichte füllen.
Lieber Leser, ich möchte dich gar nicht länger mit unseren Gesprächsthemen behelligen. Hab einen schönen Abend & Cheers, Gentleman!