Lind & Lime Gin

DIE rauen KLIPPEN Schottlands
Edinburgh im Herbst ist wohl eine der Destinationen für alle Spirituosenliebhaber und allen voran für Whiskyliebhaber auf der ganzen Welt.

Die historische Stadt mit ihrem mittelalterlichen Charme erstrahlt in den herbstlichen Sonnenstrahlen in einem ganz neuen, romantischen Licht. Bunt gefärbte Blätter flattern über die windzerzausten Straßen und Gehwege. Irgendwie ist man froh, wenn man in einem Gebäude verweilen darf, aber dennoch zieht es einen stets wieder nach draußen.

In dieser Stadt haben sich Patrick Fletcher und Ian Stirling entschieden, die Port of Leith Distillery zu gründen – und das natürlich im Hafen von Edinburgh, dem „Port“. Ein wohl einzigartiges Vorhaben, auf das in einem gesonderten Beitrag nochmals eingegangen wird.

Bereits kurz nach dem Jahr 2011 begannen die Planungen für die eigene Brennerei, die 2022 fertiggestellt werden soll. Dennoch hat die Brennerei bereits jetzt einen Sherry und auch den „Lind & Lime Gin“ im Portfolio.

DIE GADEROBE

Äußerlich begegnet uns der Gin in einer länglichen Flasche mit sich verjüngendem Hals. Dieser mündet schließlich in eine recht üppige Lippe. Die unverkennbare grünblaue Färbung des Glases ist natürlich einerseits eine Hommage an die schottische See, an die große Historie der Werften, Schifffahrt und des Handels, als auch an eine ehemals im Hafen Leith angesiedelte Glasbläserei.

Die Optik der Flasche ist hingegen der einer französischen Weinflasche des 17. Jahrhunderts nachempfunden und bringt somit eine Menge Eleganz und Raffinesse mit ins Gin-Regal. Man muss sagen, dass die Flasche trotz ihrer Schlichtheit ein echter Hingucker ist.

Apropos Schlichtheit. Dieses Umschreibung würde auch auf viele andere Bereiche des Gins passen. Das Etikett – in weiß und schwarz gehalten – zeichnet ebenfalls nur das notwendigste: Den Namen des Destillats, zusätzlich die Standards wie den Alkoholgehalt von 44 vol. % und eine Mengenangabe von 700 ml. Eine kurze Geschmacksbeschreibung ist auf der Rückseite der Flasche zu finden.

Ich durfte den Gin in einer schicken, stilvoll und mit Liebe zum Detail gestalteten Geschenkverpackung entdecken. Auf dieser runden, mit einfachen zeichnerischen Darstellungen versehenen Umhüllung der Falsche zeichnen sich kontinentale Konturen und sehr viel Meeresfläche ab. Dazu gesellen sich verschiedene Schiffe. Die Liebe der Gründer zum Detail zeigt sich auch hier. Jedes dieser Schiffe wurde in Port of Leith gebaut, lag dort länger vor Anker oder war gar im Auftrag des Hafens unterwegs. Auch hier wird wieder der große Hang zur Historie deutlich und den Traditionen des Standortes gedacht.

DIE INNEREN WERTE

Ein besonderes Merkmal des Gins ist die Qualität seiner Ingredienzen. Alle verwendeten Botanicals zeichnen sich durch Bio-Standards im Anbau und eine nachhaltigen Produktionsprozess aus.

Nebenbei: die Port of Leith Distillery wird ausschließlich durch erneuerbare Energie betrieben. Somit wird ein Bogen aus der ruhmreichen Vergangenheit des Hafenviertels Leith zum heutigen Zeitgeist gespannt.

Die Minimalistik kommt auch hier wieder ins Spiel. Mit lediglich 7 Botanicals ist das genutzte Portfolio doch recht überschaubar. Vor allem im Vergleich zu den Mitbewerbern auf dem Markt. Die Gründer zogen es jedoch vor, einen Gin zu kreieren, der geschmacklich sehr an den ursprünglichen London Dry herankommt. Der Name des Gins ist im übrigen dem berühmten Schiffsarzt James Lind gewidmet. Im 18. Jahrhundert lebte dieser in Edinburgh und hatte den ersten großen Durchbruch bei der Bekämpfung von Skorbut. 

Dies hatte eine schlagartig höhere Lebenserwartung der Seemänner der Royal Navy zur Folge. In seiner Therapieform nutzte er vor allem Zitrusfrüchte und diese führen – in Form von Limettenschalen – konsequenterweise die Liste der Ingredienzen an.

Außerdem dürfen Essentials wie Wacholderbeeren, Koriandersamen und Angelikawurzel nicht fehlen. Ergänzt wird das Geschmacksprofil durch Rosa Pfeffer, Veilchenwurzel und Süßholz.

Außer den Limettenschalen werden alle Zutaten zunächst für 24 Stunden in neutralen Bio-Weizenalkohol eingelegt. Nach der Maszeration erfolgt, nach Zugabe der Limettenschalen, die Destillation in einer 500 Liter fassenden Genio-Still.

Ist der Brenndurchlauf beendet, folgt die Verdünnung des Destillates auf die Trinkstärke von 44 vol. %. Bevor der Gin schließlich in die Flasche darf, muss er noch eine Ruhephase von 2 Tagen durchleben.

DER DRINK - der Gimlet

Hierfür benötigt man lediglich 2 Bestandteile. Zum ersten einen guten  Gin und zum anderen „Lime Juice Cordial“. Einen eher unbekannten Filler, welcher eher schwierig durch eine Kombination aus frischem Limettensaft und Zuckersirup zu ersetzen ist – möglich ist es jedoch. Die meisten Hersteller nutzen einen Fruchtsaftanteil zwischen 30-50%.

Für den Drink werden üblicherweise Gin und Lime Juice Cordial zu gleichen Teilen in ein Tumbler gegeben und auf Eis verrührt. Hat man einen qualitativ hochwertigen Gin, kann man sich auch an der Fachliteratur orientieren: Hier wird ein leicht erhöhtes Verhältnis vom Gin zum Lime Juice Cordial empfohlen, da hierdurch die Geschmacksnoten des Gins stärker in den Vordergrund rücken und der Gin „sauberer“ schmeckt.

DIE PHANTASTISCHE SZENERIE

Im Morgengrauen nähern wir uns dem Land. Das Gefühl von festem Boden unter den Schuhsohlen ist mir doch um einiges lieber als dem Geschaukel der Nordseewellen ausgesetzt zu sein. Allerdings bei der Überfahrt Richtung England lässt sich Wasser nunmal schlecht vermeiden.

Wie schon unzählige Menschen in der Geschichte, die ebenso den Seeweg wählten um auf die geliebte Insel zu gelangen, geht es per Fähre von Calais nach Dover.

In Calais verzögerte sich unser Start allerdings. Zu hohe Wellen – warten war also angesagt.

Mitten in der Nacht folgte der Start und man konnte die zornige Nordsee noch deutlich spüren als wir auf dem offnen Meer waren. Kaum verließ die Fähre das sichere Hafenbecken, begannen die Wassermassen, den unbekannten Eindringling zu bearbeiten.

Von den Herbststürmen umweht, offenbarte sich mir im Morgengrauen jedoch ein unglaubliches Bild. Die Klippen Englands – hoch, schroff und stolz – kamen langsam aus dem Morgennebel heraus und offenbarten Antlitz. Die ersten Sonnenstrahlen, die es durch die Nebelfront schafften, malten dezentes Lichtspiel auf sie.

Fasziniert von der Szenerie vergaß ich all das Geschaukel. Ich stand am Bug und sah zu wie die englische Küste Stück für Stück näher kam.

Wie mussten sich wohl die Römer gefühlt haben als sie vor vielen Jahrhunderten hier landeten um England zu erobern ?

Anreisetage sind immer etwas spezielles und auch am Abend lässt mich diese Szenerie des Morgens noch nicht los. Das Meer ist nun wieder ruhiger und die leichten Wellen werden von typisch englischen Wind mit einigen Möwen umrahmt. In meiner Unterkunft am Hafen lasse ich den Tag revue passieren und genieße zum Entspannen die Spezialität der Hausbar: Gimlet mit Wacholderdestillat von Lind & Lime.

In diesem Sinne: Cheers, Gentleman!