GLENFIDDICH PROJECT XX

EINE NACHT IM SCHATTEN

Im Dunkel der Nacht werden Menschen sichtbar. Es ist eine größere Gruppe. Sie schreiten bedächtig über eine Einfahrt hinüber zum Tor des Lagerhauses. Ein kurzer Blick des Anführers nach rechts und links, ganz als ob er sich vergewissern wollte, dass ihnen keiner folgt. Um gewollte Blicke zu vermeiden, winkt er die anderen rasch ins Innere des Hauses.

So oder so ähnlich hat sich wohl die Entstehung des „Glenfiddich Project XX“ zugetragen. Auch wenn der Whisky als „non age Statement“-Whisky klassifiziert ist, so ist er dennoch ein gern gesehener Gast in den Bartheken dieser Welt.

DIE GARDEROBE

Optisch wirkt der Whisky bauchiger und mächtiger als die Flaschen der Standardrange von Glenfiddich. Beibehalten wurde der seitlich leicht gerundete, eckige Grundboden der Flasche. Anschließend fließt sie dynamisch nach oben, bis sich ein recht langer Flaschenhals bildet. Verschlossen ist dieser mit einem Echtholzkorken, der an der Oberseite in ein Holzstück mündet.

Das Glas der Flasche wurde in nachtschwarz gehalten. Einzig das Hirsch-Logo der Brennerei und der mittlerweile ikonische Fingerabdruck in Roségold wirken als aufhellendes Element. Zwei Etiketten auf der Flasche verraten zum einen den Namen, das zweite am unteren Flaschenende dann die Information bezüglich des Alkoholgehalt, der Füllmenge und der Einordnung innerhalb der „Experimental Series“. Die Unterschrift des Malt Master Brian Kinsman ist ein netter Hingucker.

Dazu gibt es – wie bei fast allen dauerhaften Abfüllungen – eine nette Box aus Pappe. Auch diese ist im gleichen Schwarzton gehalten wie die Flasche selbst und trägt ebenso die signifikanten Merkmale an der Vorderseite. Verschlossen ist diese – sowohl am Boden, als sich am oberen Ende mit einem metallenem Deckel. Auf dem oberen prangt der „Glenfiddich-Hirsch“ – ebenfalls in rosègold.

DIE INNEREN WERTE

Der vielleicht größte Kontrast zu einem herkömmlichen Single Malt Whisky ist hier die Vielzahl der verwendeten Fässer und Fasstypen. Allein 20 verschiedene Fässer – eines ausgesucht von einem der 20 Brand Ambassador – finden Eingang in den Geschmack des Whisky. Neben Ex-Bourbon-, finden sich auch Sherry- und Portweinfässer im Geschmacksprofil wieder.

Brian Kinsman, der Master Blender von Glenfiddich, repliziert entsprechend der ersten Abfüllung kontinuierlich den Geschmack. Allein die hohe Auflage und Preisgestaltung geben Anlass zur Annahme, dass Glenfiddich nicht seine größten Schätze für das Experiment zur Verfügung stellte. Tatsache zwei, die für diese These spricht: Glenfiddich schweigt sich beim Alter des Destillats aus. Laut schottischem Whiskygesetz muss immer der jüngste enthalte Whisky auf dem Etikett dokumentiert werden. Offensichtlich entschied man sich dagegen und brachte einen „NAS“-Whisky („non age statement) auf den Markt. 

Hier steht vor allem der Geschmack im Fokus und soll mit einer spannenden Idee die Zielgruppe der Millennials an das „Feuerwasser“ heran geführt werden.

Im Geruchstasting liefert der Whisky eine echte „Speyside-Nase“. Er riecht leicht süßlich-fruchtig. Datteln, Aprikose und Walnüsse bilden ein fruchtiges Dreigestirn. Begleitet von einem dezenten Einschlag von Mandel- und Honignoten. Eine Parallele zum „Glenfiddich 12 Years old Single Malt“ bildet die spritzige Birne.

Am Gaumen stehen eher die würzigen Noten mit einer dezent holzigen im Vordergrund. Karamellene Noten werden umspielt von Vanille und Blutorange, ehe der Whisky einen intensiven, von Hölzern geprägten, Abgang hinterlässt. Bei diesem zeigt sich die Kraft der 47% Alkoholgehalt, was Glenfiddich-untypisch ist. (Üblicherweise wird eher mit ca 40% abgefüllt.)

DER DRINK

Neben der ohnehin bekannten und empfehlenswerten Variante des Purgenusses, liefert Glenfiddich gleich eine spannende Drink-Option.

Durch das Benetzen des Whiskyglases mit Wasser und anschließendem Tupfen des Glases in einer Schüssel mit körnigem Meersalz, wird ein neues Aromenzusammenspiel erzeugt. Hierbei kann man entscheiden, ob man den Glenfiddich XX direkt von gesalzenen Rand genießt, oder ob man sich eine einzelne Meersalzflocke auf die Zunge legt.

Wer diesen Vorschlag zu langweilig findet, probier dich selbst aus. Sei frei von konventionellen Cocktailrezepten – immerhin ist selbst der Whisky ein Experiment, also experimentiere auch damit!

DIE PHANTASTISCHE SZENERIE

Es weht ein kühler Wind über die weite Landschaft. Die Nacht bricht herein und im Schein des Mondes erkennt man schemenhaft Gestalten.

Es ist eine Gruppe von ungefähr zwei Dutzend Menschen. Sie stehen auf einem Hof, umgeben von hohen Gebäuden mit spitzen Dächern. Zwei größere Türme ragen über die anderen Gebäude hinaus.

Was machen diese Menschen dort ? Mitten in der Einöde an einem Gebäude. Ein argwöhnischer Beobachter dieser Szenerie könnte schnelle die These aufstellen, diese Personen könnten eine hinterlistige Machenschaft aushecken.

Die meisten von ihnen sind jedoch scheinbar zu stilvoll gekleidet für einen Einbruch oder eine Tat derer gleichen. Lange Mäntel verhüllen ihre Erscheinung fast vollends.

Nach einiger Zeit erhebt eine Person an vorderster Stelle der Gruppe die Stimme. Leise hört, dass es sich wohl um eine Gruppe von wichtigen Personen handelt. Diese müssen hier sein, denn es geht um eine geheime, neue Mixtur. Als sich der Nebel verzieht, erkennt man sie deutlicher. 

Scheinbar aus aller Herren Länder sind Personen dazu gekommen. Sie betreten still das große Gebäude vor ihnen. Aus dem Inneren strömt ein betörender Duft.

Was für ein Glück, dass der letzte von das Tor nicht ganz schloss, sodass man bequem hindurch schauen kann. In gedämpftem Licht erblickt man hunderte oder vllt sogar tausende, alte Fässer. Bis unter die hohe Decke stapeln sie sich. Versehen sind diese mit Aufschriften, die man im Halbdunkel der Lichtstimmung nicht richtig einzuordnen vermag.

Ein verführerischer Duft durchströmt das Lagerhaus. Lange kann ich da nicht widerstehen. Die Tür ist rasch einen Spalt erweitert und ich untersuche das erste Fass. Als bald entdeckte mich jedoch einer der Gruppe….

Lady’s and Gentleman, was soll ich noch sagen? Der Abend war legendär, der Whisky vorzüglich und das Ergebnis habt ihr bereits gelesen.

In diesem Sinne: Genießt euren Abend und Cheers, Gentleman!